Gefährdung unserer Lebensversicherung

Am Freitag, 13. Dezember 2024, wurden die Kulturpreise des Landes Kärnten | Koroška verliehen. Die Vorsitzende des Kärntner Kulturgremiums, Angelika Hödl, fand klare Worte zur Entwicklung in so manchen Nachbar(bundes)ländern und über die Notwendigkeit der Investition in unsere Lebensversicherung Kunst und Kultur.

Kulturpreisverleihung 2024

Sehr geehrte Damen und Herren, lep dober večer!

Lassen sie mich einen Bogen spannen, der die Gefährdung unserer »Lebensversicherung« in den Fokus nimmt. Und gleich vorweg: es ist unerfreulich und es gibt Lichtblicke.

„Staatliche Kulturförderung darf kein finanzielles Fass ohne Boden sein und nicht zu Abhängigkeiten der Kulturschaffenden führen oder gar zu deren Haupteinkommen werden. 
Es braucht eine klare Umschichtung, und zwar von den Mitteln der freien Szene hin zur identitätsstiftenden und breitenwirksamen Volkskultur.
Kulturpolitik hat auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten die Interessen des Steuerzahlers zu wahren und darf kein Minderheitenprogramm selbsternannter Eliten sein.
Es braucht eine Förderpraxis, die sich am Wohlverhalten und an der politischen Korrektheit der Förderungsnehmer orientiert […]“

Sehr geehrte Damen und Herren, das sind zukünftige kulturpolitische Vorhaben von nebenan. Von nebenan in der Steiermark. Alle Zitate stammen aus dem drei Punkte umfassenden Kulturprogramm der FPÖ Steiermark. Das gesamte auf der Website veröffentlichte Parteiprogramm trägt den Titel: „Wir sagen was wir denken, und wir tun, was wir sagen!“

In Kärnten/Koroška verfügen wir über Erfahrung. Wir wissen, dass der - von zu vielen als begabtester Politiker bezeichnete - Landeshauptmann der 2000er Jahre unter Mitwirkung seiner Gefolgschaft das Land geradewegs in den drohenden Konkurs führte, hätte nicht der Bund - und damit ganz Österreich - diese Unverantwortlichkeit abgewendet. Wir wissen, dass in dieser Ära die Kulturabteilung zur Unterabteilung degradiert wurde. Erst im Jahr 2018 konnte ihre Eigenständigkeit unter Mitwirkung des Kärntner Kulturgremiums wieder hergestellt werden. Wir wissen, dass bereits in den Anfangsjahren das Budget für Volkskultur um 1300 Prozent erhöht und demgegenüber die finanziellen Mittel für die freie Kulturszene gekürzt und manchen gänzlich gestrichen wurden. Und wir wissen, dass dieser Landeshauptmann und seine Partei keinen Wert auf die Verfassung legten. Erstmals in der zweiten Republik wurde ein im Dezember 2005 getroffenes Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs ignoriert, indem sich diese Partei und seine Spitze weigerte, die zweisprachigen Ortstafeln von Bleiburg/Pliberk und Ebersdorf/Drveša vas aufzustellen. Wir wissen somit: Die Rechten, die Nationalisten und ihre Extremisten meinen es so und handeln so.

Doch kehren wir zurück zum Heute: Die Landeshauptstadt Klagenfurt/Celovec ist nicht in der Lage ein Budget für das kommende Jahr zu erstellen. Gemeinnützigen Initiativen im Kultur- aber auch im Sozial-, Bildungs- und Sportbereich droht das finanzielle Aus.

In Berlin sollen im Kulturbereich rund 130 Millionen Euro Ausgaben wegfallen, das entspricht ca. 12 Prozent des Kulturbudgets. Bereits seit Wochen warnen kulturelle Institutionen und Häuser vor Insolvenzen, Einschränkungen im Spielbetrieb, dem Verlust von Arbeitsplätzen und gehen gegen die geplanten Kürzungen auf die Straße.

In Bosnien können seit Wochen keine Bücher mehr publiziert werden, da die Nationalbibliothek, die die Internationalen Standardbuchnummern ausgeben kann, schließen musste. Dadurch können auch keine Studien- und Schulbücher mehr gedruckt werden. Der Hintergrund ist, dass die Finanzierung für sieben staatliche Kulturinstitutionen schon seit 30 Jahren nicht gesichert ist, denn die Kulturagenden wurden im Friedensvertrag von Dayton nicht genau festgelegt. 

In Sofia versperrten Nationalisten den Premierenbesucher_innen den Zutritt in eine Theaterinszenierung des Hollywoodstars John Malkovich. Wie es um die Kultur in Ungarn und der Slowakei bestellt ist, ist uns präsent.

Geschätztes Publikum: Der Kultur geht es lokal und international an den Kragen! Aus ideologischen und/oder finanziellen Gründen. Und das mit weitreichenden Folgen, denn - so formulieren es mehrere hundert Erstunterzeichner_innen namhafter europäischer und weltweiter Kulturhäuser in einem Offenen Brief an das Europäische Parlament: „Wo die offene, überparteiliche, grenzüberschreitende Kultur verschwindet, verschwindet irgendwann auch das europäische Einigungs- und Friedensprojekt selbst.“

Ich kann nicht sagen, dass ich mich angesichts dieser Tatsachen freue hier zu stehen. Aber ich tue es mit großer Wertschätzung. Mit Wertschätzung dafür, dass Kulturreferent und Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser gewillt ist, mit dem partizipativ angelegten Kulturstrategieprozess die Notwendigkeit und den Stellenwert von Kunst und Kultur für Kärnten/Koroška und darüber hinaus sichtbarer und begreifbarer zu machen. Die essenziellen Ziele und Maßnahmen sollen anschließend ihre gesetzliche Verankerung erfahren.

Wertschätzung gebührt meinen 63 Kolleg_innen im Kärntner Kulturgremium, die - trotz oder gleichermaßen wegen der uns umgebenden Kahlschläge - ehrenamtlich ihre Zeit und ihr Knowhow einbringen, um in Plenarsitzungen Anregungen, Schwerpunkte und Empfehlungen für die kulturelle Entwicklung auszuarbeiten. So erfolgt auch die erstmalige Einbeziehung der Vergabe des Wulfenpreises in den festlichen Rahmen der Landeskulturpreisverleihung auf Empfehlung des Kulturgremiums. Darüber hinaus befasst sich das in acht Fachbeiräte gegliederte Gremium mit der Vergabe von Stipendien, der Konzeption von Schwerpunktjahren und nicht zuletzt wird die Vergabe der Förderungs-, Annerkennungs- und Würdigungspreise wie auch des Landeskulturpreises in diesem Gremium diskutiert und die jeweiligen Preisträger_innen vorgeschlagen. 
Schlussendlich stehe ich hier mit großer Wertschätzung und Dankbarkeit für die ausgezeichneten Künstlerinnen und Künstler, und gratuliere ihnen ganz herzlich, denn - und hier zitiere ich meine Stellvertreterin Maga Maga Alina Zeichen – „Kunst hilft das Leben leichter zu gestalten und erträglicher zu machen. Besonders in Krisenzeiten. Kunst und Kultur sind Triebfedern. Sie sind die Lebensversicherung, um den kalten Nächten durch Fantasie und Kreativität zu trotzen.“

Wir Menschen brauchen Kunst! Kunst und Kultur brauchen eine verlässliche und wertschätzende Kulturpolitik! In der Gemeinde, in der Stadt, im Land und überhaupt.

Sehr geehrte Damen und Herren, engagieren sie sich für unsere Lebensversicherung! In Klagenfurt/Celovec und wann immer und wo immer es notwendig ist.

Hvala lepa, ker ste me poslušali - und nun, Bühne frei für die diesjährigen Preisträger_innen!

Angelika Hödl


Die IG KiKK gratuliert allen Preisträgerinnen und Preisträgern! IG KiKK čestita vsem nagrajenkam in nagrajencem 2024!

Josef WINKLER
Landeskulturpreis Bereich Literatur / Deželna nagrada za književnost

DI Elias MOLITSCHNIG BsC
Würdigungspreis für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Architektur und für Verdienste um die Baukultur / Častna nagrada za posebne dosežke na področju arhitekture in gradbene kulture 

Assoc. Prof.in Dr.in Cristina BERETTA M.A.
Würdigungspreis für Geistes- und Sozialwissenschaften / Častna nagrada na področju družboslovnih in socialnih ved

Cvetka LIPUŠ
Würdigungspreis für Literatur / Častna nagrada za književnost

Verein/Društvo Peršman 
Museum und Gedenkstätte / Muzej in spominski kraj pri Peršmanu
vertreten durch Obmann / pod zastopstvom predsednika Markus Gönitzer und Obmann Stv.in / in podpredsednico Eva Kristina Hartmann
und / in
Slowenischer Kulturverein „Zarja“ / Slovensko prosvetno društvo „Zarja“
vertreten durch Obmann / pod zastopstvom predsednika Wilhelm Ošina, u. Obfrau Stv.in / in podpredsednice Maria Ošina 
Anerkennungspreis für besondere Leistungen im Bereich der freien Kulturarbeit / Priznavalna nagrada za posebne dosežke na področju prostega kulturega dela

Mag.a Terese KASALICKY
Förderungspreis für bildende Kunst / Podporna nagrada za likovno umetnost

Mag.a art Mira STADLER
Förderungspreis für darstellende Kunst / Podporna nagrada za uprizoritveno umetnost

Mag.a art Verena REPAR
Förderungspreis für elektronische Medien, Fotografie und Film / Podporna nagrada za elektronske medije, fotografijo in film

Mag.a Barbara JUCH MA
Förderungspreis für Literatur / Podporna nagrada za književnost

Duo SONOMA
Mira GREGORIČ, BA MA
Sara GREGORIČ, Bakk.art MA MA
Förderungspreis für Musik / Podporna nagrada za glasbo

Prof. Mag. Lukas Christian JOHAM
Förderungspreis für Volkskultur / Podporna nagrada za ljudsko umetnost

Univ.-Prof. MMag. Dr. Franz HARTLIEB
Förderungspreis für Geistes- u. Sozialwissenschaften / Podporna nagrada s področja družboslovnih in socialnih ved

Dipl.-Ing. Dipl.-Ing. Dr. techn. Patrick RODLER Bakk. techn., Bakk. techn.
Förderungspreis für Naturwissenschaften/techn. Wissenschaften / Podporna nagrada za naravoslovne in tehnične vede