Für Kultur um 6
Für Kultur um 6 ist eine öffentliche Kampagne, die im September 2017 von einigen Vorarlberger Vereinen, Verbänden und Netzwerken - darunter die IG Kultur Vorarlberg - ins Leben gerufen wurde und sich für vertiefende Kultur- und Medienberichterstattung und unabhängigen Journalismus einsetzt. Einen Höhepunkt erreichte die Kampagne mit dem am 28. April veranstalteten maniFEST für Kultur um 6 auf dem Dornbirner Marktplatz.
Ein filmischer Einblick vom maniFEST hier, Fotos hier.
Anlass für die Kampagne gab die von ORF Landesdirektor Markus Klement veranlasste Verschiebung der Radiosendung "Kultur um 6" auf nach 20 Uhr, die heftigen Protest bei Kunst- und Kulturschaffenden und beim Publikum auslöste.
Ziel ist, eine vertiefende und für ein Publikum erreichbare Kultur- und Medienberichterstattung sowie unabhängigen Journalismus zu unterstützen. Die Intiator_innen fordern die Rückverlegung der Radiosendung auf 18 Uhr sowie eine öffentliche Stellungnahme des Landesdirektors zu den Entwicklungen in der Kulturberichterstattung und Kulturredaktion im ORF Vorarlberg.
CHRONOLOGIE der Ereignisse (absteigend sortiert):
- Am 5. Dezember 2018 findet auf Einladung der Kulturabteilung des Landes Vorarlberg ein moderiertes Gespräch zwischen ORF-Landesdirektor Klement und der IG- und Netzwerkgruppe statt. Es diente dazu, die Argumentationen und offenen Fragen in der ORF-Debatte vorzubringen, um im neuen Jahr in einen kritischen Diskurs starten zu können. Ein Termin für einen Kulturstammtisch zwischen ORF Vorarlberg und Kulturschaffenden und -publikum wurde auf Frühjahr 2019 angesetzt. Hier zur Pressemitteilung des Gesprächs.
- Am 13. Oktober 2018 nimmt die IG Kultur Vorarlberg an der Demonstration 13 10 auf dem Kornmarktplatz in Bregenz teil und äußert sich in einer Rede zum Thema Pressefreiheit. Die Demo, die in über 50 europäischen Städten stattfindet und sich für ein geeintes Europa und gegen Nationalismus ausspricht, wird von den OMAS GEGEN RECHTS und Vindex - Schutz und Asyl organisiert.
- Juni 2018 bis aktuell: Dr. Romuald Kopf legt wegen des Verstoßes gegen §§ 4 und 4a des ORF-Gesetztes Beschwerde bei der Kommunikationsbehörde Austria ein, zu der ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am 01.08.2018 Stellung nimmt. Eine Replik dazu ging seitens Dr. Kopf am 31.08.2018 bei der KommAustria ein. Nachzulesen hier
- Am 20. Juni 2018 werden die 2.448 Unterschriften und Kommentare der Online-Petition "Für den Erhalt der Kulturredaktion und Kulturberichterstattung beim ORF Vorarlberg" an den ORF-Landesdirektor übergeben (siehe Anlage).
- Am 15. Juni 2018 findet ein Treffen mit dem Landeshauptmann Markus Wallner, Landesrat Christian Bernhard und Vertreter*innen der IG- und Netzwerkgruppe im Landhaus in Bregenz statt. Darin wird sowohl der Anlass für die Kampagne "Für Kultur um 6" besprochen als auch die Zukunft des ORF in Zeiten, in denen die neue Regierung eine Gesetzes-Novelle für den ORF plant und auch die Gebührenfinanzierung in Frage gestellt wird. Man ist sich in diesem Gespräch einig, dass ein lebendiger Diskurs zwischen ORF Vorarlberg und den Vertreter*innen des Kunst- und Kulturschaffens notwendig ist, um den Sender auch weiterhin als unabhängiges Medium auf Landes- und Bundesebene zu stärken. LH Wallner sagt zu, diesen Punkt in der kommenden Besprechung mit der ORF-Landesdirektion zu thematisieren.
- Am 7. Juni 2018 bringt Dr. Romuald Kopf mit Unterstützung von über 120 Unterzeichnenden und in Rechtsvertretung durch die Anwaltskanzlei am Marktplatz in Dornbirn einen Beschwerdebrief bei der Kommunikationsbehörde Austria ein. Dieser beinhaltet die Unterlassung seitens ORF Vorarlberg, ausgewogen und angemessen im Sinne des § 4 Abs 2 ORF-Gesetz über das maniFEST für Kultur um 6 am 28. April 2018 berichtet und damit gegen den im ORF-Gesetz verankerten Informationsauftrag verstoßen zu haben (siehe Anlage).
- Das maniFEST für Kultur um 6 am 28. April 2018 auf dem Dornbirner Marktplatz erreicht eine Beteiligung von gut 70 Künstlerinnen und Künstlern und ein Publikum von rund 1000 Menschen. Gefeiert wird für die Vielfalt der Kultur und das Recht auf Kulturberichterstattung und unabhängigen Journalismus. Kunst- und Kulturschaffende sowie Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen erinnern den ORF-Landesdirektor daran, den Kulturauftrag, das Publikum und die Kulturschaffenden ernst zu nehmen. Das Vorarlberger Medienunternehmen Russmedia berichtet zurückhaltend, der ORF Vorarlberg ignoriert die Veranstaltung sogar komplett in seiner Berichterstattung.
- Ende Februar 2018 entscheiden sich die Initiator_innen der Kampagne "Für Kultur um 6" für eine öffentliche Veranstaltung in Dornbirn im April und starten zur Finanzierung ein Crowdfunding. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Bildung, Architektur und Gesellschaft sprechen sich in Videobotschaften für die Kampagne aus.
- Am 26. Januar 2018 verweigert ORF Landesdirektor Klement in einem Gespräch mit drei Stellvertretenden der IG- und Netzwerkgruppe Vorarlberg die Rückverlegung der Radiosendung und schlägt erneut die Einladung zu einer öffentlichen Diskussion aus.
- Ende 2017 verlieren drei Mitarbeiter_innen der Kulturredaktion ihre Funktionen: Dr. Ingrid Adamer, seit etwa 30 Jahre bestens ausgewiesene Fachfrau für bildende Kunst, Mag. Claus Karitnig, der seit 2001 höchst kompetent vor allem für Musiksendungen zuständig war, sowie Mag. Raffaela Rudigier, seit zehn Jahren in allen Bereichen der Kultur tätig. Die ORF-Kulturredaktion im Landesstudio verkleinerte sich damit wesentlich.
- Am 27. November 2017 veranstalten die Initiator_innen eine von gut 300 Menschen besuchte öffentliche Publikums- und Podiums-Diskussion im vorarlberg museum Bregenz. ORF Landesdirektor Markus Klement bleibt der Diskussion trotz Einladung fern und lässt sich von Chefredakteur Gerd Endrich vertreten.
- Am 9. November 2017 starten die IG- und Netzwerkgruppe Vorarlberg und die Plattform gegen den Kulturabbau im ORF eine Online-Petition, die mit 8. Mai 2018 auslief und 2.448 Unterschriften sowie zahlreiche Kommentare zum Erhalt der Kulturberichterstattung und Kulturredaktion im ORF Vorarlberg aus einer breiten Bevölkerung erhielt.
- Im Oktober 2017 protestieren die IG- und Netzwerkgruppe Vorarlberg, die Plattform gegen den Kulturabbau im ORF, die IG Autorinnen Autoren und die Grazer Autorinnen Autorenversammlung in öffentlichen Briefen gegen diese Entscheidung.
- Im September 2017 verschiebt Landesdirektor Klement die Radio Vorarlberg-Sendung „Kultur nach 6“ auf nach 20 Uhr.
- Im November 2016 wird Kulturredakteurin Mag. Carina Jielg von Landesdirektor Klement ohne Begründung als Kuratorin von „Kunst im Funkhaus“ abgesetzt. Jielg konnte ihr für 2017 fertiggestelltes und vereinbartes Programm nicht mehr durchführen, den dafür bereits beauftragten Künstler_innen musste abgesagt werden. Dagegen erhoben Vorarlberger Kulturschaffende und IGs, wie auch die IG Kultur Vorarlberg, und Eva Bimlinger, Rektorin der Akademie der Bildenden Künste in Wien, mehrmals öffentlich, allerdings vergeblich, scharfen Protest.
- 2014 streicht Landesdirektor Klement ersatzlos die erfolgreiche Hörfunksendung „Einfach klassisch“, die von Bettina Barnay moderiert und jeweils sonntags von 9 bis 10 Uhr ausgestrahlt wurde. Hörerinnen und Hörer protestieren heftig, aber vergeblich.
- 2012 wird Markus Klement zum ORF Landesdirektor bestellt. Kurz nach dessen Amtsantritt verlässt der Leiter der Kulturabteilung, Mag. Manfred Welte, das Unternehmen. Seine Nachfolgerin, Mag. Jasmine Ölz, wird nicht mehr als Leiterin, sondern nur mehr als Koordinatorin bestellt. Sie verantwortet darüber hinaus als Sendeverantwortliche neu eingeführte Fernsehsendungen.
Eine Initiative von:
IG Kultur Vorarlberg, www.igkultur-vbg.at
IG Freie Theater Vorarlberg,www.freietheater.at
Landesverband Amateurtheater Vorarlberg, www.lva-theaterservice.at
Literatur:vorarlberg netzwerk, www.literatur-vorarlberg-netzwerk.at
netzwerkTanz Vorarlberg, www.netzwerktanz.at
Plattform gegen den Kulturabbau im ORF