Eurobarometer Kultur

Das Statistikamt der EU hat zuletzt 2013 den Zugang zu und das Interesse für Kultur der EU-Bürger/innen abgefragt

Das Statistikamt der EU hat zuletzt 2013 den Zugang zu und das Interesse für Kultur der EU-Bürger/innen abgefragt. Davor gab es 2007 eine umfassende Befragung. Gefragt wurde im April und Mai 2013 in den EU 27 plus Kroatien (in Österreich wurden 1.022 Personen befragt), die Ergebnisse wurden im November 2013 publiziert.

Fokus der Fragestellungen war, ob die Finanzkrise an den kulturellen Aktivitäten etwas verändert hat. Tatsache ist offenbar, dass  sowohl das Interesse als auch die aktive und passive kulturelle Beteiligung abgenommen haben. Der Grund hierfür sind jedoch nicht allein finanzielle Schwierigkeiten, sondern auch Zeitmangel und nachlassendes Interesse.

Von neun abgefragten Aktivitäten hat nur eine gegenüber 2007 leicht zugenommen, der Kinobesuch: statt 51% waren 2913 52% in den letzten zwölf Monaten im Kino. Gleich geblieben ist der Besuch einer Tanz- oder Performance-Vorstellung im selben Zeitraum (18%). Kulturkonsum in Radio und Fernsehen hat mit 6% am meisten verloren, es folgen Theaterbesuch ( jetzt noch 28%), Bibliotheksbesuch (31%), Konzert (35%) und Museumsbesuch (37%) mit je 4% weniger. Buchlektüre (68%) hat um 3% abgenommen. Der Besuch eines historischen Monuments (52%) hat nur um 2% abgenommen.

Dass die Kosten nicht der wichtigste Faktor sein dürften, geht schon daraus hervor, dass der (praktisch kostenunabhängige) Medienkonsum am stärksten abgenommen hat. Wichtiger ist Mangel an Interesse. 50% nennen dies als Grund, keine Oper und kein Ballett zu besuchen, 43% für die Abstinenz von Bibliotheken, 36% gehen deshalb nicht ins Theater, 35% nicht ins Museum oder in Galerien, 29% verzichten deshalb auf Konzerte.

Mangel an Zeit nennen 44% als Grund, kein Buch zu lesen, 37% besuchen daher keine historischen Monumente, 31% verzeichten deshalb auf Kulturprogramme in den elektronischen Medien, 30% auf's Kino.

Die Kosten spielen auch eine Rolle. 25% gehen deshalb seltener ins Konzert, 22% seltener ins Kino und 20% seltener ins Theater.
 


Eigene Aktivitäten betreiben 38% der Befragten, an erster Stelle kommt im EU-Durchschnitt der Tanz (13%, zuvor 19%), dann Filmen und Fotografieren (12% , zuvor 27%), Singen (11%, zuvor 15%) und bildende Kunst (10%). Erst bei 8% tritt das Musizieren (mit Instrument) auf, ebenso viele sind im Netz "kreativ" und designen Websites, schreiben Blogs etc. Es folgen literarische Aktivitäten (5%) und Schauspiel (3%).
Diese Aktivitäten sind also stark zurück gegangen

30% der Menschen mit Internetzugang nutzen das Netz zumindest einmal wöchentlich für kulturelle Zwecke, 29% tun das nie. Die wichtigsten Tätigkeiten im Netz sind Zeitunglesen (53%), Kulturinfos suchen (44%), Radio oder Musik hören (42%), Musik (31%) und Filme (27%) streamen oder herunterladen, Bücher, CD's und Eintrittskarten zu kaufen (27%). Nur 11% verbreiten eigene kulturelle Inhalte über soziale Netzwerke, 7% betreiben eine eigene Webseite mit kulturellen Inhalten.

Die österreichischen Daten weichen teilweise stark vom europäischen Durchschnitt ab. Erstaunliche Ergebnisse wecken eine gewisse Skepsis gegenüber den Grundlagen der Befragung: In Österreich ist das Desinteresse an folgenden kulturellen Aktivitäten stärker als im EU-Durchschnitt: Oper und Ballett, Bibliothek, Theater, Museum/Galerie, Kultur in Radio und Fernsehen, Konzert, Historische Stätten und Kino. Einzig für die Buchlektüre zeigen die Österreicher/innen mehr Interesse als EU-Bürger/innen im Schnitt.

Statistikseite mit einer Vielzahl von Dokumenten:http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/eb_special_399_380_en.htm#399
Kulturbarometer 2013, englische Zusammenfassung:http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_399_sum_en.pdf
Österreichische Daten:http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_399_fact_at_en.pdf