Politik

Studie der IG Kultur über "Fördersummen Stadt/Land/Bund – „etablierte Institutionen“ und „freie Szene“ im Bereich Theater / Darstellende Kunst im Vergleich"
Die ExpertInnen und MigrantInnen Ali Özbas (Mitbegründer und Leiter des Grazer Vereins „Jukus“), Radostina Patulova (Philosophin und Kulturarbeiterin, zuletzt Mitarbeiterin des Projektes „fields of Transfer. MigrantInnen in der Kulturarbeit“ und Mitherausgeberin des gleichnamigen Buches) und Rubia Salgado (Mitbegründerin und Mitarbeiterin des Linzer Vereins „maiz“) wurden ins „Chiala Afriqas“ eingeladen, um darüber zu sprechen, wie die erfolgreiche Partizipation von MigrantInnen im kulturellen Arbeitsfeld aussehen könnte.
Ansätze zur Entwicklung einer Kulturpolitik auf EU-Ebene sind bekanntlich immer mit dem Problem konfrontiert, dass Kultur im EU-Vertrag als Kompetenz der Nationalstaaten definiert und damit der Spielraum auf europäischer Ebene sehr begrenzt ist.
Im Mai dieses Jahres veröffentlichte die Europäische Kommission eine Mitteilung zur „europäischen Kulturagenda im Zeichen der Globalisierung“. Diese Tatsache wird von allen, die sich in EUropa mit Kulturpolitik beschäftigen, relativ einhellig als großer Fortschritt gefeiert. Allerdings scheint sich diese Begeisterung in erster Linie auf die Existenz des Dokuments und weniger auf seine Inhalte zu beziehen.
Die Stadt Linz verändert sich rasant. Beispiele? Solarcity, Bindermichl, Bahnhofsviertel inkl. Skyline, Kulturmeile, Wienerstraße, Frachtenbahnhof und so weiter. Stadtteile werden aus dem Boden gestampft, abgerissen oder erneuert. Doch die Eingriffe in das städtische Leben geschehen nicht nur auf einer Ebene der architektonischen Stadtplanung, zwischen Gentrifizierung und Kulturbautenhype. Zu den direkten Folgen kommen reaktionäre Sperrstundenregelungen, Verdrängung von SandlerInnen, Vertreibung der Bahnhofspunks, Plakatierverbote, ...
Ich lebe seit fünf Jahren in Österreich und begann erst vor circa zwei Jahren, am hiesigen Kulturbereich aktiv teilzunehmen – und zwar durch meine Arbeit bei maiz, dem autonomen Zentrum von und für Migrantinnen in Linz, als Koordinatorin des Online-Magazins MigraZine, das sich besonders auf Kultur konzentriert, mit dem Ziel einer Demokratisierung von Informationen für MigrantInnen.
Völlig außer Acht gelassen werden die im Kunstbereich absolut typischen unterschiedlichen Arbeitsverhältnisse, die im Laufe eines Jahres nach- oder nebeneinander passieren: Vorübergehende Anstellung, neue Selbstständigkeit, Arbeitslosigkeit.
Auch die regulären Arbeitsverhältnisse sind nicht mehr das, was sie einmal waren. Zumindest in den Institutionen des Kunstbetriebs – in den (Musik)Theatern, Konzerthäusern, Ausstellungsinstitutionen sowie in der unüberschaubaren Vielzahl an kleineren NGOs – nimmt die Qualität der Arbeitsbedingungen kontinuierlich ab.
Es steigen zwar die Budgets bei manchen Einrichtungen im Kulturbereich gewaltig an, aber bedeutet dies gleichzeitig eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für KünstlerInnen?
Kunst und Kultur zu rezipieren kostet Geld – und auch wenn sie groß „für alle“ ausgeschrieben sind, ist doch nur an „manche alle“ gedacht.
In einem Großteil der osteuropäischen Länder wurde die Nomenklatura nicht gestürzt, sondern sie hat scheinheilig die Macht übergeben. An wen hat sie sie übergeben? An sich selbst, nur unter einem anderen Namen. Und dieser Name, dessen sie sich künftig bediente und nach wie vor bedient, heißt Nationalismus.
Der Übergangsprozess wird dementsprechend als Normalisierungsprozess begriffen. Damit gewinnt alles, was sich während dieses Prozesses ereignet, automatisch den mit der Übergangserzählung eigentlich verknüpften teleologischen Sinn. Das schließt auch die Logik mit ein, dass die Dinge, bevor sie besser – normal, kapitalistisch, demokratisch usw. – werden, zuerst schlechter werden müssen im Vergleich zur vorherigen Situation.